9.6.2013
Bei Solenzara – Ajaccio
7.00 Uhr …. und das im Urlaub !!!
Doch die Strecke heute verspricht weitere aufregende und sehenswerte Abschnitte. Dafür lohnt es sich den ganzen Tag Zeit zu haben. Der Blick zum Himmel allerdings verheißt nichts Gutes. Graue Wolken hängen in den Bergen fest. In Rekordzeit wird das noch feuchte Zelt verpackt, und um 8.20 Uhr sitzen alle am Frühstücktisch.
Bevor die Motorräder den Col de Bavella bezwingen dürfen, müssen die Tankuhren erst vollbefüllt anzeigen. Also zunächst noch mal zurück nach Solenzara. Dort erstehen Tilman und Jean-Marc zusätzlich zum Sprit noch Korsikaaufkleber, die ab sofort an jeder Maschine zu sehen sind. Leider fallen an der Tankstelle die ersten dicken Tropfen vom Himmel. Jean-Marc kontrolliert die Wolkenzugrichtung, und entscheidet, dass das vorerst nur ein kurzer Schauer ist. Und tatsächlich nach 5 Minuten wird es trockener. Es kann also ohne Regenklamotten weiter gehen.
Beschwingt sitzen die 4 Musketiere auf ihre Motorräder, und bringen die Pferdestärken zum rollen. Auf der D268 wedelt es sich in sanften Kurven und großzügig bemessenen Kehren in die Höhe. Die Hälfte der Strecke zum Pass des Col de Bavella liegt hinter ihnen und logischerweise die andere Hälfte vor ihnen, als es anfängt in der Ferne zu blitzen und zu donnern. Smarty entdeckt eine alte Herberge, und vorsichtshalber wird hier erstmal halt gemacht. Das Häuschen ist nicht so verlassen wie es scheint. Doch es ist niemand daheim. Auf dem Erkundungsgang rund ums Gebäude, zeigt sich die wunderschöne, wilde Natur von Korsika. Das dämmrig, nasse Licht lässt die Felsformationen rundum total klar und nah erscheinen. Es ist quasi nur noch das Klicken der Fotoapperate von Smarty und Tilman zu hören.
Der erste Regenschauer fegt über die Gruppe hinweg, und auch das Blitzen und Donnern kommt näher. Wie soll es weitergehen? Die Entscheidung fällt, trotz Gewitter weiterzufahren, denn bis Ajaccio ist doch noch recht weit. Das heißt Regenhose und Regenjacke überziehen. Den Hals gut verpacken und extra kontrollieren, dass der Regen es schwer hat durchzukommen. In Gedanken würde jeder diese Straße gerne noch mal bei schönem Wetter fahren. So aber geht es weiter hinauf in den Nebel und den Regen hinein. Lahme Autofahrer und Reisebusse erschweren die Weiterfahrt. An der Auberge du Col de Bavella wird der Nebel so dicht, dass die vier entscheiden hier eine Zwangspause einzulegen. Mit dem Motorrad bei weniger als 5 Meter Sicht eine Passstrasse mit viel Verkehr hinunter zufahren ist einfach viel zu gefährlich. Ausserdem ist Zeit fürs Mittagessen.
Diese Idee hatten noch mehr und die Auberge platzt aus allen Nähten. Zudem haben dort gerade auch noch 2 Reisebusse ihre Pause eingelegt. Unter dem Vordach drängen sich zwischenzeitlich nicht nur die 4 Musketiere, sondern auch noch der ein oder andere Wanderer und Radfahrer. Doch alle sind guter Dinge und gut gelaunt. Smarty erschreckt alle mit ihren schwarzen Fingern. Selbst mit viel Seife lassen sich die Spuren der Lederhandschuhe nur schwer entfernen. Jean-Marc hat sich schon wieder den nächsten Gesprächspartner geschnappt. Er genießt es sichtlich in seiner Muttersprache Kontakte zu knüpfen. Das ist auch sehr wichtig, denn diesmal ist es der Koch der Auberge. Der gibt gleich ein paar Empfehlung aus, was das Essen betrifft.
Der Nachtisch der Reisegesellschaft wird vorbeigetragen. Leckerer Gerüche ziehen vorbei und allen die noch warten läuft das Wasser im Mund zusammen. Es dauert auch nicht mehr lang und 40 Personen verlassen die Auberge. Glücklich endlich ins Gebäude zu können, hilft jeder dem Patron dabei die Tische wieder gerade zu rücken, neue Tischdecken aufzulegen und alles etwas entspannter anzugehen.
Wer schon einmal den Film „the Fog“ gesehen hat, der könnte glatt hier gedreht worden sein. Der Nebel hängt dicht an der Scheibe, und die nahen Bäume sehen total unheimlich aus. Also die Augen weg von der Scheibe und auf die Karte gerichtet. Die Auswahl ist nicht riesengroß, klingt aber sehr lecker. Die Herren der Schöpfung entscheiden sich für Escalope und die Damen für einen Eintopf nach Art des Hauses.
Das warme Essen wärmt die kalten Glieder.
Draußen ist die Sicht immer noch auf maximal 2 m begrenzt, und so kann jeder Bissen genügend gewürdigt werden.
Teil II des Tages
Der Nebel lichtet sich in kürzester Zeit. Eben noch war am Fensterglas Ende mit der Sicht, und keine 25 Minuten später kann man schon fast wieder ins Tal schauen. Nur der Regen hat noch keine Lust nachzulassen. In der Auberge haben die vier ganz schön Zeit liegen lassen, also darf der Regen kein Hindernissgrund für die Weiterfahrt sein.
Gestärkt und ausgeruht geht es weiter auf der D268 nach Zonza. Leichter Nebel und die nasse Strasse lassen nicht viel Zeit die sagenhafte Landschaft talabwärts zu bewundern. Die ganze Aufmerksamkeit gilt dem Fahren.
In Zonza angekommen, hört es auf zu regenen. Doch immer noch hängen drohend schwarze Wolken über den Reisenden. Deshalb bleiben die Regenhose und die Regenjacke da wo sie sind, nämlich am Mann/Frau.
Eine fast 360° Kurve führt auf der D420 weiter über Quenza nach Aulene. Es geht wieder nach oben über unzählige Kurven, durch zerklüftete Berglandschaften.
In Aulene wird kurz diskutiert, ob es weiter in die Berge geht, oder doch lieber Richtung Nationalstrasse und zügig nach Ajaccio. Die Zeit gibt den Ausschlag und TiNa wird programiert auf die kürzeste Strecke zur Route Nationale. Korsika bietet nicht viel Auswahl, also geht es auf der D420 weiter nach Petreto-Bicchisano. Auf dem Weg zur letzten Anhöhe dieses Tages, ziehen eine KTM und eine GS an der kleinen Gruppe vorbei. Tilman kann nicht wiederstehen, und macht sich an die Verfolgung. Seine Kischt und er schlagen sich nicht schlecht. Oben angekommen gibt es ein „Gipfeltreffen“. Im Gipfelgespräch werden die Herkunftsorte ausgetauscht. Einer der beiden kommt aus Braunlage, der andere aus Mildenberg. Übers Schwärmen für die tollen Kurven auf Korsika wird auch das Wetter besser. Also nix wie raus aus den Mikroklima der Regenklamotten.
Die weitere Strecke führt nun abwärts auf die westliche Seite von Korsika. Bis hierher war die Strasse gut ausgebaut. Doch nun wird auch ersichtlich, wie hier gebaut wird. Plötzlich tauchen in Kurven wie aus dem Nix Schotterpisten auf. Und zwar ohne Ankündigung oder Warnzeichen, und immer über die gesamte Fahrbahnbreite. Ein Eldorado für Tilman mit seiner Kischt. Als er allerdings von Einheimischen Fahrern auf Rennmotorrädern und Naked-Bikes überholt wird, macht er sich doch Sorgen um seine Mitreisenden. Das ist aber völlig unnötig. Da weder Jean-Marc noch Smarty oder Larissa Maschinen haben mit denen man recht sorglos Schotter passieren kann, fahren sie halt einfach langsamer.
Ab Pietreto Bicchiessone lockt die Route Nationale. Gut ausgebaut und kurvig wie eine Bergstrasse. Da können es die vier so richtig krachen lassen. Mit zügigen 100/120 km/h schlängeln sie sich durch die Kurven. So schnell konnten noch keine km gemacht werden auf der Ile de la Curvica.
Die Strecke, das kalte Wetter und die Konzentration bei Regen zu fahren, fordern ihren Tribut. Ajaccio wird als Übernachtungsziel auserkoren. Wieder einmal wird Jean-Marc zum Informationscrack. Gleich 2 Campingplätze werden ihm empfohlen. Es wird entschieden "La Mimosa" anzufahren. Der Name klingt lieblich und der Campingplatz ist der Nähere von beiden. Allerdings ist die Beschilderung sehr dürftig. Mitten an einer Verkehrsinsel, hält Jean-Marc an und befragt einen Polizisten wie der Platz zu erreichen ist. Der Gendarm ist zwar sehr freundlich, kann aber keine Auskunft geben, da er auch nicht vom Ort ist. Der nahe Imbissbudenbesitzer kann eine ungefähre Richtungsangabe machen. Nach der sollte es im übernächsten Kreisverkehr, die zweite Ausfahrt sein. Oder war es doch die Erste? Bei diesen vielen Kreisverkehren wird es den Urlaubern schwindelig. Und prompt verpassen sie den richtigen Kreisverkehr. Wieder umdrehen, natürlich im Kreisverkehr und zurück. Auf dem Weg zurück ist dann auch wundersamerweise der Campingplatz ausgeschildert. Ein sauberer, kleiner aber feiner Campingplatz mit Wifi-Zone überrascht mitten in der Stadt. Es ist sogar möglich Frühstück zu bestellen, was für ein Luxus.
Da der Zeltaufbau schon fast in Fleisch und Blut übergegangen ist, geht das auch mit fast geschlossenen Augen. Die restliche Kraft wird benötigt um noch eine kurze Mahlzeit zuzubereiten. Nudel mit Soße aus dem Beutel. Danach kriechen alle nur noch in die Schlafsäcke. Leider ist die Nachtruhe nur von kurzer Dauer. Schnarcher rundherrum, ein nächtliches Gewitter, bellende Hunde und am Morgen dann krähende Hähne, tragen nicht zu einem erholsamen Schlaf bei.
Dementsprechend ist die Laune der Reisenden am nächsten Morgen.