Amurucui – bei Solenzara

Gerädert von der ersten Nacht im Zelt, schält sich Jean-Marc als erster aus dem Schlafsack. Sein erster Weg führt ihn zum Wasserhahn. Damit er sich gleich mal einen Kaffee kochen kann. Der Duft lässt auch die anderen nicht mehr lange in den Schlafsäcken verharren.

 

Smarty und Tilman lösen ihre Duschchips ein und duften auf ihre Weise mit dem Kaffee um die Wette. Allerdings fehlt zum Kaffee das Frühstück. Laut dem Campingwart sollen es auf der Durchgangsstrasse einen L’eclerc (Einkaufzentrum) geben. Der bietet alles was das Herz begehrt, und hat auch eine günstige Tankstelle dabei.

 

Mit dieser Info ausgestattet, geht der Zeltabbau doch gleich viel besser von statten. Die Motorräder sind gepackt, und die Fahrer haben sich auf eine nicht näher bestimmte Fahrzeit eingestellt. Ja, auf Ile de la Curvica, kann „gleich um die Ecke“ sehr unterschiedliche Fahrzeiten bedeuten.

 

Doch tatsächlich nach nur 1,5 km lockt das Einkaufszentrum mit seinen Angeboten. An der Infothek können die Helme und Tankrucksäcke sicher verwahrt werden. Dann kann es unbeschwert losgehen zur Shoppingtour. Bei der Abteilung für die leichte Wäsche mit oder ohne Eingriff, kann Tilman nicht wiederstehen. Und auch Smarty findet was Passendes. Der kleine Rollwagen ist ziemlich schnell vollgeladen. Zu der gesellschaftsfähigen Underwear gesellen sich dort so leckere Dinge wie: Pain au chocolate, direkt übersetzt: Schokoladenbrot, und Erdbeersirup, für den „Diabolo fraises“. Aber auch Camembert und luftgetrocknete Salami, sowie gesunde Vitamine in Form von Obst dürfen nicht fehlen. Die Dame an der Kasse staunt nicht schlecht was so alles in das Wägelchen passt.

 

Während sich Smarty und Jean-Marc auf den Weg zur Apotheke am Eck machen, erobern sich Larissa und Tilman ein Frühstückstischchen. Tilmans Fotografenauge erblickt sofort, dass Bedienung Sylvie wie gemacht für ein Shooting ist. Anfangs ziert sie sich noch einwenig, bis sie selber auf den Fotos sieht, wie super sie rüber kommt.

 

Nachdem dann auch Smarty und Jean-Marc wieder da sind, steht dem gemeinsamen Frühstück nichts mehr im Weg. Jean-Marc hat es geschafft, dass Smarty an das richtige Asthmamedikament kommt, und am Ende hat es mit shoppen, Shooting, frühstücken und tanken 2 Stunden gedauert, um die 1500 Meter zurückzulegen.

 

Doch nun heißt es ab in die Berge. Gutgelaunt geht es über die schmale, aber gut ausgebaute D344 zum Stausee „Retenue de Trevadine“. Dort erzeugt die Electricite de France (EDF) Strom. Der weitere Weg über die D344 ist einfach nur schön. Einen Canyon zum staunen. Es gibt, anders als sonst, keine Schweine, keine Kühe und auch keine Ziegen, die überraschend hinter Kurven auftauchen. Dafür steht plötzlich ein Reisebus in der Kurve. Die Hälfte der Fahrgäste steht am Rand und grüsst die Motorradfahrer freundlich.

 

Der Schreck über Menschen mitten auf der Straße hat den Adrenalinspiegel stark ansteigen lassen. Erstmal ruhig durchatmen. Das wird auf den nächsten Kilometer schier unmöglich. Ein grandioser Canyon schneidet ein schmales Tal in den Berg. Die Straße schlängelt sich am Rand entlang mit Tunnel, Felsenbögen und Spitzkehren ein wahrer Genuss zum Fahren. WOW…

 

Guide Larissa stellt mit Schrecken fest, dass die Abzweigung auf die D44 irgendwie verpasst wurde. Oder gibt es die Straße nicht mehr? Alles ist möglich auf Korsika. Nur eines nicht: Es gibt keine kurzen Alternativrouten um verpasste Abzweigungen wieder wettzumachen. Also müssen die vier zurück. Aber weil das ja eine supertolle Strecke ist, ist keiner traurig darüber.