Bastia – Alistro (Campingplatz Amurucciu)

Früh um 6.30 klingelt der Wecker. Jean-Marc und Smarty packen schnell ihre Sachen zusammen, und drängen nach draußen. Tilman und Larissa lassen sich Zeit. Die Fähre passiert gerade das Cap von Bastia. Es ist noch genügend Zeit um Kaffee zu trinken und um die Lebensgeister langsam zu wecken. Da die Motorräder an der Wand eingeparkt sind, dürfen sie sowieso erst als letzte raus. Gemütlich alles wieder gut verstauen und um 8.10 Uhr geht es raus aus der Fähre, und rein in den Hafen von Bastia.

 

Die frisch aufgeladenen Headsets werden verbunden, und als Frühstücksziel wird Murato auserkoren. Dieses liegt im gebirgigen Hinterland von Bastia.

Auf dem Weg dorthin wird schnell klar, dass es viel Konzentration erfordert in Korsika Motorrad zu fahren. Eine schmale Strasse als gelb markiert, führt ein Tal hinauf. Doch ein Tanklaster versperrt den Weg. Jedes Mal wenn es in eine Linkskurve geht, schneidet er diese und macht so ein Überholen fast unmöglich. Jean-Marc zeigt wie es geht. Links blinken, feste Hupen und dran vorbeifahren. Er hat es da einfach. Bei Tilman mit der breiten Kischt ist das schon etwas anderes. Doch auch er kommt unbeschadet vorbei. Fehlen noch die zwei Damen.

 

Irgendwie hat der Tanklastwagenfahrer wohl die Nase voll. Denn trotz hupen und dem Überholansatz, lässt er die zwei nicht vorbei. Endlich kommt ein etwas graderes Stück und auch die Strasse ist ein klein wenig breiter. Dort gelingt es an dem LKW vorbeizuziehen.

 

Auf der Fahrt durch das Bevinco Tal erreicht man eine Sehenswürdigkeit von Korsika und zwar die San Michele de Murato (http://de.wikipedia.org/wiki/San_Michele_de_Murato). Erbaut um 1280 n.Chr.. Sofort wird diese schöne und exklusiv gestaltete romanische Kirche von den beiden Fotografen Smarty und Tilman aufs Display der Fotoapparate gebannt.

 

Etwas mehr als einen Kilometer weiter liegt das malerische Dorf Murato. Dort wird die erste geöffnete Bar gestürmt. Jean-Marc organisiert 3x Café-au-Lait und für Tilman kalte Milch. Zum Frühstück wird beim benachbarten Bäcker und im Tante-Emma-Laden, Baguette, Croissant, Pizza, Wurst und Käse gekauft. Das alles darf dann auf der „Terasse“ der Bar verputzt werden.

 

Blauer Himmel, Sonnenschein, leckeres Frühstück und ein Panoramablick ins Tal.

Wow, was für ein Plätzchen um loszulegen. Über die kleine, schmale D5 geht es weiter nach Barchette, La Porto und Piedicroce. Kurven über Kurven. Tilman zählt schon nicht mehr, er teilt die Kurven in folgende Bestandteile ein: Erst ein Baum, dann ein Brückchen und anschließend ein kleines grünes Raseneck. So sieht das Bergauf aus. Beim runterfahren dreht sich das Ganze um. Immer wieder gibt es Haltepunkte um das Land zu fotografieren. Kurzerhand wird Korsika zur Ile de la Curvica umbenannt.

 

Ein Eldorado für Streetfighter und Kurvenräuber. Jean-Marc mit seinem langen Radstand an der Hayabusa hat da schwer zu kämpfen.

Dann führt TiNa auf eine falsche Abzweigung. Die Strasse sieht am Anfang fast so aus wie bisher. Schafsköttel und Kuhfladen zieren die Ränder. Doch dann wird es immer schlimmer. Gras wächst in der Mitte, und im Wald endet das Ganze an einem „Feld/Beton“-Weg. Also umdrehen, das fällt selbst der wendigen SV650 von Smarty auf grad mal 2,50 Meter Breite nicht leicht.

 

Zurück geht’s, bis zur letzten Abzweigung. Jetzt ist laut TiNa zwar alles ok, doch die Strasse sieht genauso aus wie das verkehrte Stückchen. So ist es halt auf La Curvica, Selbst Departementstraßen können hier wie ein besserer Feldweg aussehen. Frohgemut wieder die richtige Richtung zu haben fährt man weiter. Durch kleine Wäldchen bergauf und bergab. Und dann fährst du um eine Kurve und das Meer liegt fast greifbar vor dir. Der helle Wahnsinn.

 

Endlich wird die Strasse wieder erkennbar zweispurig und auch Jean-Marc atmet auf. Diese Strecke wird zwar plötzlich zur Baustelle, trotzdem ist sie breit genug für Ausweichmanöver. Eine kurze Nacht und ein anstrengender Tag machen sich bemerkbar. Die Männer werden zu Diven und brauchen dringend was zu essen.

 

Bis zum nächsten Ort sind es noch ca. 5 km. Das klingt nach nicht viel, auf Korsika kann dass eine Zeitspanne von 10 Minuten bis 55 Minuten oder mehr bedeuten.

Cervione kommt in Sicht und schnell ist für die Hungrigen ein Strassenlokal gefunden. Der Anblick der Karte verheißt Sättigung bis zum Platzen. 9,50€ für einen Bauernsalat klingt nach einem teuren Lokal. Doch als die Riesenplatte kommt, sind alle Zweifel dahin. Sogar Tilman muss was übrig lassen.

 

Ein weitere Lektion: die Portionen auf Korsika sind wirklich mehr als ausreichend. Aber nicht nur der Gaumen wird hier mit den leckersten Geschmäckern verführt, auch für das Auge gibt es ständig etwas Neues auf der Strasse zu sehen. So zum Beispiel die „Jungrocker“ auf ihren 50 ccm Rollern, die im Wheelie vorbei düsen und auch noch einen Stoppie nach bester Motorradfahrermanier hinlegen.

 

Cervione ist ein nettes Städtchen, also warum nicht die Nacht hier verbringen? Einen Campingplatz gibt es laut Gastwirt nicht, dafür eine nette Pension ums Eck. Allerdings kostet dort ein Doppelzimmer ohne Frühstück 85 €. Das würde ein ziemliches Loch in die Urlaubskasse reißen. Die Fahrt geht also weiter Richtung Meer, denn dort gibt es sicherlich jede Menge Campingplätze. Auch die Strecke ans Meer ist superschön. Nur nach diesem anstrengenden ersten Tag, kommen einem diese 14 Kilometer wie 1000 vor.

 

Smarty hat noch Probleme das leckere Essen zu verdauen, und luchst dem Campingwart leckeren, selbstgemachten Mirabellenschnaps ab. Es geht ihr dann auch gleich besser.

 

Die vier sind fast die Einzigen auf dem Campingplatz in Amurucui. Im Schatten von zwei alten Eichen, wird zum allerersten Mal in diesem Urlaub das Zelt aufgebaut. Es besteht aus einer Kuppel, die ca. 2,5 x 2,5 m Grundfläche, und hat eine Standhöhe von knapp 2 m. Daran schließt sich noch die „Schlafecke“ an. Diese hat eine Grundfläche von 2 x 2,5 m. Eigentlich sollte dort ein Innenzelt eingehängt werden, dass diese Seite in 2 „Räume“ teilt. Ohne das Innenzelt ist gefühlt mehr Platz und Luft im Zelt. Also wird das Innenzelt wieder weggepackt.

 

Heute sind 8 h fahren wie im Flug vergangen. Beim Blick auf den Kilometerzähler, bekommt jeder große Augen. 120 km in 8 h. Schon jetzt wird also klar, dass die geplanten Routen erheblich gekürzt werden müssen, sonst fährt die Fähre in einer Woche mit 4 Personen weniger. Doch das hat Zeit bis zum nächsten Tag. Eine schnelle Dusche nehmen und ab in den Schlafsack.