Konventkirche Mariä Himmelfahrt

Ziel der ganzen Reise war, außer einer größeren Testrunde für die Türkeireise, die Konventkirche "Mariä Himmelfahrt" im Stadtteil Sedlec von Kutná Hora und deren Beinhaus.

 

Wir waren um 20 Uhr mit Michal von der ... verabredet. Dadurch, dass es so stark geregnet hatte und wir uns ein Taxi genommen haben, waren wir deutlich früher dort. Gerade so früh, dass wir noch miterleben durften, wie die Musikinstrumente eines Orchesters aus der Kirche gefahren wurden. Bis kurz vor unserem Besuch fand noch ein Konzert statt.

 

Wir waren froh, endlich ein Dach überm Kopf zu haben, und ich scheute mich nicht, ein paar erste Aufnahmen, auch ohne Michal, in der Kirche zu machen.

 

Kurz vor 20 Uhr kam er dann und war ein wenig enttäuscht, als er uns schon antraf. Denn eigentlich sollte, wie später auch im Beinhaus, die Kirche nur mit Kerzen ausgeleuchtet sein. Diese waren aber noch nicht aufgestellt. 

Michal sagte uns, dass er kurz noch etwas holen wolle. Wir machten derweilen einige Sitzproben und Bilder.

Wenige Minuten später kam Michal, mit einer Mönchsrobe verkleidet, wieder. 

Nun begann eine geschichtliche Zeitreise durch die er uns mit Erzählungen und Berichten führte. Leider kann ich dazu kaum etwas erzählen, da ich zu viel mit dem Fotografieren beschäftigt war. Larissa und die anderen können hier bestimmt mehr erzählen.

Über eine der ersten Wendeltreppen ohne mittlere Stütze die je gebaut wurden, ging es nach oben in einen Videoraum. Ja, ihr lest richtig. Michal betonte, dass es wahrscheinlich die einzige Kirche mit offiziellem Videoraum wäre.

Dort bekamen wir mittels animiertem Zeichentrickfilm, noch einmal bis ins Detail erklärt, wie die Geschichte von Kutná Hora und dieser Kirche verlaufen ist. Eigens für Jean-Marc, haben wir uns für die englische Fassung mit französischen Untertiteln entschieden. Eine deutsche Version gab es leider nicht.

Über die untere Etage ging es wiederum nach oben auf verschiedene Emporen. Auf einer seitlichen Empore war, ganz im Gegensatz zur normalen Bauweise, die Orgel angebracht. Die Kirche hat leider durch ihre Größe nämlich eine sehr schlechte Akustik.

Wieder einmal ging es über die Wendeltreppen nach oben und wir kamen durch eine Tür, über die eigentlichen Bögen und Kuppeln der Kirche. Hier oben ist alles nur noch mit Holz gesichert. Und es gibt sogar vier Mini-Wendeltreppen, die die Mönche als Notausgang benutzt haben. Diese sind aber leider mittlerweile verschüttet. 

Auf der anderen Seite der Kirche angekommen, stehen wir auf einer großen Empore, auf der ursprünglich einmal die Orgel geplant war. Von hier aus ist die Aussicht schon sehr beeindruckend. Michal singt aus Voller Brust ein Stück einer Laudate, um uns die schlechte Akustik von hier oben zu präsentieren. Tatsächlich braucht es über 9 Sekunden, bis ein Echo zu hören ist. Aber wir sind überrascht, wie gut seine Stimme klingt, bevor das Echo den Klang zunichtemacht.

 

Es geht wieder in das Erdgeschoss. Hier ist hinter sichern Türen und Vitrinen die Monstranz aufgestellt.

Am Ende der Führung in der Kirche kann ich es mir nicht verkneifen, Michal zu bitte, die großen schweren Schlüssel mit seiner Mönchsrobe einmal zur Geltung zu bringen. Leider stört die moderne Brille doch etwas den Gesamteindruck.

Als wir die Kirche verlassen, ist weit und breit von dem Regen nichts mehr zu sehen. Die Sonne ist bereits untergegangen und färbt den Abendhimmel in ein schauriges tiefes rot. Wir werfen mit Ehrfurcht einen letzten Blick zurück auf die Kirche, als wir weiter in Richtung Beinhaus gehen.

Tilman 21.06.2012

An dieser Stelle muss ich jetzt mal ein Geständniss machen.

Ich liebe es alte Kirchen und Gemäuer anzuschauen oder noch besser im wahrsten Sinn des Wortes zu begreifen.

 

Für mich war es wunderbar, dass Michel wirklich jede Frage beantwortet hat. Einen Mensch der mit ganzem Herzen bei der Arbeit ist. Ganz toll. Leider war sein Deutschlehrer grauselig, sonst könnte er ausser gut verständlichem Englisch auch sicher Deutsch sprechen. Verstehen tut er jedenfalls sehr viel.

Mit Witz und Charme hat er uns durch die Kirche geführt.

 

Die von Tilman erwähnte Wendeltreppe, wurde vom Baumeister Santini quasi erfunden. Er wollte bei der Restaurierung den gotischen Grundstil erhalten und hat versucht aus dem Barock das schwere, schnörkelige in leichtere, luftigere Bahnen zu leiten. Und lies die sonst übliche Mittelsäule weg.

 

Auch ist die Kirche so gebaut, dass bei der Tag- und Nachtgleiche die Abendsonne durch das Emorenfenster genau auf den Altar trifft. Für uns heute unvorstellbar, wie vor zig Hundertjahren solche Genauigkeit entstehen konnte.

 

Eine Glocke, wie sie früher an den Häusern aussen angebracht war, hat meine Neugierde geweckt. Dazu befragt, sagte Michel, dass das für die Messe sei. "?"

Ja, wenn der Priester aus der Sakristei kommt, läutet er damit und die Gemeinde weiss es geht los.

 

Diese Kathedrale erfahren wir ehrt die Jungfrau Maria. Es gibt hier eines der wenigen Standbilder Marias ohne Haare. Ihr lest richtig. Ohne Haare. Früher wurden dem Standbild, je nach Jahreszeit verschiedene Perücken aufgesetzt.

 

Beim weiteren Rundgang, finden wir auch den passenden "Schrank" dazu. "Sieht ja aus wie ein Küchenbuffet" ruf ich. Michel meint:" Yes, thats the right Name therefore"

Ein ca 3.5 m langes echt Eichenholz Buffet steht seitlich im Altarraum. Dort wird alles verwahrt was für die Messe benötigt wird. Becher fürs Abendmahl, Kerzen, Perücken und so weiter.

 

Wenn ich hier so schreibe fallen mir wieder ganz viele kleine Dinge ein, die Michel erzählt hat. z.B. die Fliesen vor dem Altar, sind so angeordnet, dass sie das Kreuzzeichen für die Jungfrau Maria und den Aufstieg in den Himmel symbolisieren.

 

Der Altar selbst ist ziemlich mickrig für die Höhe der Kirche. Schnell werden wir belehrt: "Das ist nicht der orginal Altar". Aha. Über eine der schönen Santini-Wendeltreppen, erreichen wir eine Empore. Dort hängt ein Ölgemälde. Dieses hing früher über dem Altar. Allein diese Größe lässt uns erahnen wie groß der wirkliche Altar einmal war!

 

Weiter geht es ins Dachgebälk der Kathedrale. Also da war ich ja noch nie. Nur über diesen Gang über Holzdielen gelangen wir zur Empore, die die Orgel beheimaten sollte. Absolut faszinierend.

Gerne hätte ich noch weiteren Laudates von Michel gelauscht. Sehr erbaulich. Wie Tilman schon geschrieben hat, hat uns das die miese Akkustik versaut.

 

Auf dem Rückweg über die Balken, fallen uns Steintreppen auf. Wieder weiß Michel die Antwort. Er ist wirklich ein laufendes Lexikon was die Kathedrale angeht.

Das ist einer von 4 Fluchtwegen der Mönche, erklärt er uns. Der Ausgang befindet sich ca 3-4 km von der Kathedrale entfernt. Inzwischen sind diese Wege aber extra verschüttet worden.

 

Schade, sonst wäre ich gleich mal reingelaufen, um zu gucken wo ich rauskomm.

 

Mit einem seiner großen Schlüssel, werden wir in die "Schatzkammer" geführt. Dort steht die Monstranz (http://de.wikipedia.org/wiki/Monstranz). Zur Zeit wird überprüft, ob diese hier die älteste von insgesamt 3 Originalen ist.

Belegt ist, dass die Monstranz der Konventkirche Sedlac schon von Anfang an da war. Also aus dem 14 / 15 Jahrhundert stammt.

Überwältigt schweigen wir.

 

Interessant ist auch, dass in die Wände der Kathedrale, die Gebeine der ersten Mönche eingemauert wurden. Sozusagen zum geistigen Schutz.

 

Gebeine, da war noch was. Genau. Das Beinhaus. Weiter geht es...

 

Larissa, 22.06.2012

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