Heute wollen wir nach Aphrodisia. Um den heißen Mittagsstunden zu entgehen, wollen wir eigentlich früh los. Doch das Frühstück auf der Dachterrasse genießen wir so, dass wir mit ziemlich Verspätung loskommen. Was soll's wir sind im Urlaub und nicht auf der Flucht.
Was ein Spass ohne das ganze Gewicht zu fahren. Tilman singt „On the Road again...", dann weiss ich, es geht ihm nach dem Horrortrip in Izmir, wieder gut.
Der Asphalt glitzert gefährlich rutschig. Nicht schon wieder denk ich, doch es geht alles gut. Als ich das letzte Mal hier war, vor so ca. 11/12 Jahren, sah das noch total anders aus. Keine breite Piste gab es da, nur eine schmale Straße, auf der grade mal so 2 Autos aneinander vorkamen.
Es wird noch ganz schön holprig. Jubilierend fährt Tilman die „offroad"-Baustelle und staubt mich total ein.
Es ist einfacher zu fahren als es aussieht, selbst mit meiner Maschine. Wir fahren an einer Stelle vorbei, an der wir eine Menge Reiter und Pferde sehen. Volksfeststimmung um uns rum. Autos, Pferde und Männer sind auf der Straße. Ein irres Durcheinander.
Wenn ich sage Reiter ist das nicht wie bei uns. Hier werden die Tiere an die kurze Kandarre genommen. Die Sattel sehen aus, wie sie von Nomaden benutzen werden. Helme, Reitstiefel, Reithosen, das gibt es hier nicht. Barfuss in der normalen Schlabberhose, ohne Helm aber mit Reitgerte werden die Pferderennen veranstaltet.
Ist sicherlich interessant, doch ich sehe wirklich keine einzige Frau oder Kinder. Und Tilman mag nicht sehen wie die Pferde hier behandelt werden. Also fahren wir weiter.
In Aphrodisia angekommen, wieder etwas Neues: Man kann nicht mehr bis direkt vor den Eingang fahren, auch wir mit unseren Motorrädern nicht.
Na dann parken wir halt im Schatten und packen unsere Siebensachen in die Koffer. So müssen wir nur die Kameras und was zu trinken mitnehmen.
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Für mich ist Aphrodisia immer noch eine der schönsten Ausgrabungsstätte. Schöner als Troja. Es gab hier eine Bildhauerschule, Theater und viele Kunstkenner der damaligen Zeit wurden zu Mäzänen. Hier gibt es auch das am besten erhaltene Station. In früheren Zeiten fanden hier Wagenrennen, Gladiatoren Kämpfe und viele Olympische Wettkämpfe statt. Ca. 70000 Zuschauer konnten auf den marmornen Rängen Platz finden, und eingeritzte Zahlen zeugen auch von eifriger Wetttätigkeit.
Das Theater mit seiner Säulenbühne lässt erahnen, wie viel Wert hier auf die schönen Künste und den Augenschmaus gelegt wurde. Das Halbrund vor der Bühne konnte sogar mit Wasser gefüllt werden, um Seeschlachten möglichst naturgetreu wiedergeben zu können. Die prunkvolleren Häuser waren nicht nur mit weißem Marmor, sonder auch mit rotem, grünen, schwarzen und beigen schattiertem Marmor verziert.
Dieser Ort wurde mehr durch Zufall entdeckt. Ein Ziegenhirte, so wird erzählt, suchte in seinem Dorf nach einer Möglichkeit eine Tränke aufzustellen. Er fand einen weißen Stein mit schöner Verzierung am Rand. Dieser war innen hohl, also ideal um ihn als Tränke zu benutzen. Zufälligerweise kam ein Archäologe in dieses Dorf, entdeckte die Tränke und erkannte was das tatsächlich war: der Deckel eines Sarkophages, mit Abbildungen der Aphrodite. Das Dorf wurde umgesiedelt und die Ausgrabungen dauern bis heute an. So die Geschichte und ich finde die passt sehr gut zu diesem Ort.
Ich genieße die Schönheit und merke die Hitze gar nicht. Mit Engelsgeduld erträgt Tilman die 34 Grad im Schatten und mein begeistertes Geplapper. Wir laufen noch durch das Museum, da ist es kühler. Doch unser Wasser geht zur Neige und wir wollen wieder zurück an den kühlen Pool. Auf dem Weg zu den Mopeds, beobachten wir einige Leute beim Ernten von orangeroten Früchten. Was sind das für Früchte? Oliven nicht, die wären ja grün oder schwarz. Wir bleiben stehen, und werden quasi sofort heran gewunken. Die Bauern reichen uns eine Handvoll der Früchte. Ratlos schauen wir erst uns und dann die Bauern an. Einer zeigt uns dann was zu tun ist: die weiche Schale entfernen und die innere harte „Nuss" mit den Zähnen knacken. Am Geschmack und der Farbe erkennen wir nun was das für Früchte sind. Pistazien.
Um noch eine Erfahrung reicher schlendern wir gemütlich zu den Mopeds. Auf einmal steht so ein komischer Typ neben uns und verlangt 20 € (!) Parkgebühr. Das kann ich nicht akzeptieren, und frage nach dem Preis in türkischer Lira, und siehe da wir sollen nur noch 10 TL zahlen. Wahrscheinlich hat der Mann einfach mal versucht den Kurs umzudrehen. Aber nicht mit mir! Mit frischem Wasser ausgestattet fahren wir zurück nach Pamukkale. In den Pool springen, duschen und für morgen packen. Ich möchte noch gern ein Gözleme essen, und Tilman will noch schauen wo die Post ist, und wann die auf hat. Also noch mal los „wandern". Der Ort hat nicht allzu viele Strassen und das Postamt ist schnell gefunden. Leider ist der Abstand zwischen Hoftür und Eingangstür zu weit, als dass wir die Zeiten lesen könnten. Vermutlich machen die hier so um 8 Uhr auf. Also weiter die Mägen füllen. In einem Touristenlokal bestellen wir Gözleme und werden von zwei ziemlich aufgeregten Kinder bedient. Wir amüsieren uns köstlich.