Igoumenitsa - Ionannina

Bloß schnell weg, denken alle Zweiradfahrer und brausen uns hinterher in Richtung Ausgang. Wir sind die einzigen, die nicht auf die Autobahn fahren. Wir wollen noch tanken, und die alte Überlandstraße fahren. Unser Ziel ist ein Campingplatz, der laut meiner Karte in Ioannina sein soll. Das sind nur etwa 100 km. Das sollten wir schaffen. Schlaglöcher, so tief, dass Tilman's halbes Rad reinpassen würde, bieten uns einen kleinen Vorgeschmack auf die kommenden Wege. Doch siehe da außerhalb der Ortschaft ist die Straße wesentlich besser. Wunderschön schlängelt und windet sie sich durch die Berge und Täler.

Plötzlich „muht" Tilman durch das Headset. Etwas verwundert, was das soll, entdecke auch ich die Kuh am Straßenrand. Wo eine ist, kann die restliche Herde ja nicht weit sein. Tatsächlich 3 Kurven weiter grast der Rest der Herde die Bäume ab. Vorsichtig umrunden wir das ein und andere Hinterteil. Gleichzeitig müssen wir auf Schlaglöcher und Kuhhaufen achten.

Geschaft? Denkste! Nur ein paar Kilometer weiter treibt ein Ziegenhirte seine Herde über die Straße. Langsam durchfahren heißt hier die Devise.

 

Apropos langsam: Nach fast 4 Stunden, für läppische 100 km, erreichen wir Ioannina. Riesengroß steht da auch Camping. Genau 3 x sehen wir dieses Schild, dann stehen wir ratlos im Stadtzentrum. Kein weiteres Schild ist zu sehen. Tilmans Navi kann mit Campingplatz in Ioannina nix anfangen. Mehrere Passanten die ich anspreche, können oder wollen kein Englisch sprechen und das Wort Camping sagt ihnen auch nichts. Na prima denk ich, das geht ja gut los.

 

Zwei Motorräder kommen von hinten angefahren. „Tilman!", sag ich „Halt die mal an, und frag nach dem Weg!" Der erste fährt nur grüßend an uns vorbei. Doch der 2., ein BMW-Fahrer hält und zeigt wir sollen ihm folgen. Tilman fährt vorne und sagt mir durchs Mikro, dass müsse wohl jemand besonders sein, weil er nur eine 1 im Kennzeichen hat. Leider fährt er am Campingplatz ziemlich schnell weiter, und wir können uns nur mit hupen bedanken.

Tilman dreht eine kurze Runde über den Platz am See, bevor ich an die Rezeption geh. Ich schnaufe ein paarmal durch und wappne mich dafür, dass wir als Deutsche hier eventuell zur Zeit nicht gern gesehen sind. Super freundlich und deutschsprechend begrüßt mich der Platzwart. Wir können unser Zelt aufbauen wo wir wollen. Strom ist inklusive. Klasse! Tilman schwirrt ab, in Gedanken schon planschend im See.

So schnell es meine linke Hand zulässt, bauen wir das Zelt auf. Keine Minute später macht sich Tilman auf zum See und kommt quasi umgehend zurück. Auf meinen erstaunten und fragenden Blick hin sagt er mir: „ Der ist umgekippt oder kurz davor, da geh ich nicht rein." Enttäuscht schnappt er sich sein Duschzeug und sucht das kühlende Nass zwischen den Kacheln.

 

Auch ich mach mich auf den Weg zur Dusche. Während ich auf das Duschgel warte, spricht mich ein anderer Camper auf Deutsch an, ob ich ein Buch zum tauschen hätte. Buchtauschen? Hä? Er erklärt mir, dass er zu Fuß und mit dem Bus durch Griechenland reist. Im Rucksack hat er nicht so viel Platz, und das Buch was er dabei hat, hätte er schon gelesen. Wir vereinbaren, dass er am nächsten Morgen mal kurz vorbeischaut ob mein Krimi was für ihn ist.

Erfrischt machen wir uns zu Fuß auf den Weg zum See-Lokal. Ein schicker Laden, schön hergerichtet mit Außen-Bar und Lounge-Musik. Ein leckeres Essen tröstet darüber hinweg, dass der See nicht zum Baden geeignet ist.

 

Mit müden Knochen kriechen wir in die Schlafsäcke.