Diese Nacht war sehr schlaflos, denn was wir beim Essen wohl überhört hatten war, dass das Lokal in der Einflugschneise des Flughafens von Antalya liegt. Die Flieger sind hier schon ziemlich tief, bzw. noch nicht so hoch, und nach so 3 Stunden, konnte ich die verschiedene Flugmotorengeräusche unterscheiden.

 

Endlich war dann die Nachtflugverbotszeit. Doch jetzt setzte ein anderer „Fluglärm" ein. Das Sirren von Stechmücken trieb uns trotz schwüler wärme ganz tief in die Schlafsäcke. Aber Antalyas Stechmücken sind nicht dumm. Irgendwie fanden sie ständig Wege an die Haut. Sogar auf der Fusssohle hatte ich einen Stich. Das mit dem Schlafen unter freiem Himmel war eine nette Idee und hat uns auch Zeit gespart fürs Zelt auf- und abbauen. Nur geschlafen, haben wir nicht.

Damit wir wenigstens ein bischen wacher werden, waschen wir Haare und Gesicht mit kaltem Wasser aus dem Gartenschlauch.

Bis wir soweit sind, hat auch das Lokal wieder geöffnet. Ein reichliches Frühstück kommt uns grade recht. Wer weiß was uns heute noch erwartet.

 

Auf nach Manavgat. Wir müssen Geld holen und tauschen, und wenn möglich die türkische Prepaid Karte aufladen.

 

Als wir schon im dichten Verkehr von Manavgat sind, geht plötzlich Tilmans "Kischt" mitten auf einer Kreuzung aus. Zum Glück ist die Straße leicht abfällig und so kann er zumindest auf die Seite rollen. Er fährt meine Honda auf den Gehweg hoch um Starthilfe geben zu können. Doch nichts. Erst als er die Kabel des Seitenständerschalters erneut kürzt, abisoliert und neu verbindet, springt sie wieder an.

 

Ich nutze die Zeit und ziehe los, eine Wechselstube suchen, während Tilman bei den Motorrädern Wache hält.

 

Ein AVEA-Laden ist gleich neben der Wechselstube und auch ein Bankomat. Zurück bei den Motorrädern, tauschen wir die Plätze, ich halte Wache und Tilman zieht los. Ein deutsches Kennzeichen in Manavgat und schon wirst du von allen möglichen Leuten angesprochen. Du kriegst von völlig fremden Leuten ein freundliches Schulterklopfen oder musst für ein Foto possieren.

Der AVEA-Inhaber entpuppt sich zu Tilmans Schreck als ziemlich unkooperativ bzw. inkompetent. Entweder hat der keinen Bock was zu verdienen, hat wirklich keine Ahnung oder einfach keine Lust Deutsche zu bedienen. So was von unfreundlich sind wir hier echt nicht gewohnt.

 

Ein paar Häuserblocks weiter ist die Post (PTT), da könnten wir angeblich auch aufladen. Also "Nils H." und die "Kischt" mal wieder am Straßenrand abstellen. Im PTT-Gebäude ist es angenehm kühl und die Dame am Schalter spricht auch etwas Deutsch. Ich erstehe Briefmarken für den Versand von Postkarten und frage nach dem Aufladen der Prepaid-Karte. Die Dame meint, da müsse ich zur türkischen Telekom um die Ecke des Gebäudes.

 

Prima, hier krieg ich wenigstens eine vernünftige Info. Doch als ich um die Ecke biege, ist da nur die nackte Wand der Post und kein Eingang. Nichts, nicht mal ein Fenster. Verzweifelt laufe ich auf und ab, bis sich ich gefragt werde was ich suche. Jetzt werde ich wie ein VIP umringt von 4 Bodygards zum Eingang der Türk Telekom geleitet. Einfach eine Ecke weiter. Hätte ich auch selber draufkommen können.

Hier ist alles wie bei uns auf dem Amt: Nummern ziehen und warten. Nix da denk ich, das mach ich erst, wenn ich sicher bin hier wirklich meine Karte aufladen zu können. Ein junger Mann fragt ob er helfen kann, er kann ein wenig englisch-deutsch und hat noch 7 Minuten Mittagspause. Das find ich echt nett, und er kriegt raus, dass ich zur PTT muss zum Aufladen. Na so was, da komm ich doch grad her?

 

Zurück zur PTT, der junge Mann fragt den diensthabenden Geschäftsführer. Der meint nee, nee das gibt es bei der türkischen Telekom. Wieder zurück, ich komm mir vor wie Asterix und Obelix beim Beschaffen dieses rosa Passierscheins. Die türkische Telekom verweigert mir weiterhin das Aufladen. Ich bedanke mich bei dem jungen Mann für die Hilfe und ergreife die Flucht.

Völlig gelassen hat Tilman das Hin- und Hergerenne beobachtet. Wir beschliessen einfach in jeden AVEA-Laden zu gehen und nachzufragen. Irgendwer wird dann irgendwann schon wissen was zu tun ist.

 

Gegenüber der PTT entdecken wir dann auch schon den nächsten AVEA-Laden. Ich versuche mein Glück, und siehe da "Fatih" kann helfen. Mit ein paar Klicks am PC ist meine Karte ruck zuck aufgeladen und ich um 20 € ärmer. Geht doch! Obwohl, das stimmt nicht ganz. Ich habe nur 15 € dabei und muss mein Handy als Pfand dalassen.

Nun ist Tilman dran, sein Handy aufladen, vielleicht eine Flatrate fürs Internet ergattern und mein Handy auslösen. Zur Belohnung für dieses Erlebnis auf dem Amt, gönnen wir uns je einen Yufka.

 

Unser Tagesziel, die Wasserfälle von Manavgat, erreichen wir wenig später. Wieder einmal ist eine Parkgebühr fällig und trotz der bezahlten Aufpasser schliessen wir lieber alles ein.

 Wie am Flughafen müssen wir durch einen Metaldetektor laufen. Tilman hat die Ersatzaccus für die Kamera in der Hosentasche vergessen. Piiiieep ertönt das Signal. Nach einer kurzen Erklärung, dass die weißen Kästchen keine Gefahr darstellen, sondern nur für die Kamera bestimmt sind, lässt uns die Kontrolleuse durch.

Tilman, der mit Kamera wild am einstellen und Knipsen ist, wird doch tatsächlich von einem anderen „Fotograf" gefragt ob er ein professionelles Bild von uns machen darf. Nichts verwunderliches, sollte man denken. Aber er meinte damit, das er es mit seiner eigenen "Ramsch"-Kamera machen will, natürlich für Kohle...

Text Tilman – Eisverkäufer

Ich möchte noch zu einem Outlet, das ich von früheren Besuchen her kenne, und das nicht weit weg auf unserem weiteren Weg Richtung Kappadokien liegt. Sehr enttäuscht, was das für ein Abzockladen geworden ist, will ich weiter. Da macht sich das erste Magengrimmen bemerkbar. Komisch hab doch sonst einen robusten Magen. War wohl nur die Aufregung übers Amt.

Auf der weiteren Strecke Richtung Konya sollte laut Karte ein Fluss sein. Das wäre gut, denn wir sind auf der Suche nach unserem nächsten Schlafplatz. Auf einer superschmalen „Landstraße" fahren wir auch am Flussbett entlang. Hier gibt es schöne Auen, mit weichem Gras und ebener Fläche nur leider ist das Flussbett leer.

 

Die Straße windet sich nach oben. Dann endlich auf ca. 900 m Höhe findet sich gleich neben der Straße eine ebene Fläche. An Wasser haben wir hier nur das, was wir am Moped dabei haben. Für eine Nacht wird das wohl reichen. Ziegen haben das Gras abgeweidet und wir müssen aufpassen, dass wir nicht in die Disteln treten. Es umgibt uns Stille und spröde, ursprügliche Schönheit der Natur. Obwohl das hier so abgelegen ist, fährt so alle 40 bis 50 min ein Auto vorbei.

Einer hält an und fragt ob er was helfen kann und wohin wir noch wollen. Ich ergreife die Möglichkeit und frage nach Wasser. Sofort händigt er mir seine eigene 0,5 ltr Flasche aus und erklärt, noch jeweils 2 km nach rechts oder links gibt es Wasser. Da es noch hell ist, mach ich mich zu Fuß auf den Weg. Warum ich nicht mit dem Möpi fahre weiß ich nicht, aber unterwegs ist das Lichtspiel der Sonne auf den Kalkfelsen so beeindruckend, dass mir die Tränen die Backen runterlaufen.

Ich marschier weiter, finde aber kein Wasser. Das wird mir nun doch zu blöd. Den nächsten Lieferwagen, der mir entgegenkommt halte ich an. Dem Bauernpaar im Inneren ist schnell klar, dass ich Wasser möchte und sie füllen die leere Flasche mit Wasser aus ihrem Kanister auf. Da sie meine Richtung zum Zeltplatz fahren, nehmen sie mich auch gleich mit zurück.

Tilman – Kaffee – sich auf lange
Wartezeit eingestellt

Wir verspeisen einen von Tilmans Tütennudelsuppeneintopf, und betreiben Körperpflege. Dabei entdecke ich an Tilmans Ohr eine riesige, bräunlich gefüllte Wasserblase. Igitt, igitt... Wie ist denn die entstanden?

Reibung im Helm oder eine Moskitostich? Fürs erste wird sie punktiert und zugepflastert.

 

Es wird dunkel und uns ist noch nicht nach schlafen. Damit Tilman das Stativ nicht für umsonst mitgenommen hat, veranstalten wir eine Nacht-Foto-Session. 2 Stunden arbeiten wir am perfekten Bild. Dann treibt uns das Gebell und Geheul der Hütehunde in die Schlafsäcke.