Venedig - Igoumenitsa (Fähre)


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Das Frühstück im Da Renzo war einwandfrei. Alles was man sich so wünscht. Aber irgendwie bekommen wir gar nicht so viel runter, wie wir uns eigentlich vorgenommen haben um die Zeit auf der Fähre zu überbrücken.

 

Ach ja, die Fähre. Da sollen wir um 9 Uhr sein. Mit packen und frühstücken kommen wir aber grade mal so um 8 Uhr weg. Da der Weg dorthin nur ca. 30 Minuten dauern sollte, dürfte es eigentlich kein Problem sein. Aber wir sind uns nicht mehr sicher in welchem Hafen die Fähre denn nun abfährt.

 

Dunkel meine ich mich zu erinnern, dass wir die lange Landzunge raus müssen. Larissa will ja lieber zum dem Hafen, der an der Küste ausgeschrieben ist. Aber zum Glück setze ich mich durch. Auf der langen Straße zur Landzunge raus dürfen wir eh nicht wenden und nur 40 fahren, wegen einer ellenlangen Baustelle.

Kurz vor dem Hafen wird das Straßenchaos immer größer. Immer mehr Schilder und Hinweise, aber auf keinem stand geschrieben, wo denn nun unsere Fähre der Anek Linie abgeht.

 

Larissa frägt einen Polizisten wo es denn hingehen würde, beginnend mit den Worten „Holla". Und das in Italien. Da ich über Funk alles mitbekomme, versuche ich den Lachanfall zu unterdrücken. Zu spät, sie versteht nur noch die Hälfte. Aber immerhin so viel, das wir es nun finden.

 

Ein Hafenarbeiter weist uns den Weg an all den bereits wartenden Autos vorbei, ganz nach vorne an die Spitze der Schlange. Die Möglichkeit als Erste in die Fähre zu kommen finden wir gut, weil es verdammt Heiß wird.

Immer mehr Motorräder sammeln sich an der Spitze. Dabei sind auch einige Harley's. Wir kommen ins Gespräch und erfahren, dass die Woche Faaker See vorbei ist und alle auf dem Heimweg nach Griechenland sind.

 

Tilman's Lastesel wird bestaunt, fotografiert und ruck zuck entwickeln sich weitere

Gespräche. Drei Herren im gesetzteren Alter wollen über Albanien und den Kosovo wieder zurückfahren. Auf ihren Motorrädern befindet sich nur etwa halb soviel Gepäck wie bei uns. Noch machen wir uns da keine Gedanken.

 

Endlich um 12, dürfen wir wenigstens schon mal in die Nähe der Fähre fahren. Rein dürfen wir noch nicht. Dafür können wir nur staunen wieviele LKW's in den Bauch der Fähre passen.

 

Ich vertreibe mir ein wenig die Zeit und rufe dem Dr. Oberleiter nochmal an. Er fragt auch gleich ob alles in Ordnung ist. Ich bejahe das und frage noch wann ich denn den Verband zum erstenmal abnehmen kann. 7 Tage. Da weiss ich jetzt schon, dass ist mir zu lang wird. Teilweise kribbelt es ja jetzt schon.

Es wird heißer und heißer und wir dürfen noch immer nicht an Bord.

 

Uns wird ein bisschen mulmig, welche Mengen an LKW's verladen werden. Wo sollen denn da noch die ganzen Bikes hin?

 

Ein Verlademeister kommt und alle werden gefragt wo sie aussteigen. Die Padras-Fahrer dürfen zuerst los. Inzwischen ist fast 13:00 Uhr – Highnoon vorbei – denn eigentlich sollte die Fähre ja um 12:00 Uhr ablegen.

 

Es kommen auch immer noch neue Fahrzeuge. Von wegen pünktlich hier sein...

 

Das erste was wir uns wieder ins Gedächtnis zurückrufen: In südlichen Ländern gehen die Uhren anders.

 

Und dann kommt das Zeichen für uns, wir dürfen boarden. In einer Seitenausbuchtung werden die Bikes geparkt. Nur auf dem Seitenständer dicht an dicht ohne weitere Absicherung. Hmmm..., starker Seegang darf da nicht kommen. Zweifelnd verlassen wir den Laderaum, und hoffen das Beste.

 

3 Stockwerke höher sind die Pullman-Sitze, die wir gebucht haben. Aber die meisten Reisenden machen es sich auf dem Boden dazwischen bequem.


Erst mal das Handgepäck verstauen und duschen bevor alle anderen auf die Idee
kommen. Auf ca. 80 x 80 cm und ohne Ablagemöglichkeit eine gymnastische Hochleistung! Ich habe schon den ersten Ballast abgeworfen, denn mein Duschgel steht im Da Renzo. Gut dass Tilman seines dabei hat.

 

Ein leichtes Grummeln und eine fünfsprachige Ansage gibt durch, dass es losgeht. Mit 3-Stündiger Verspätung legen wir ab.

 

An der Reling tummeln sich die ganzen Fotografen. Touristen und Einheimische winken uns zu. Jetzt, so denken wir, hat der Urlaub bzw. das Abenteuer angefangen.

 

Für die nächsten 25 Stunden wird die Fähre unser „Zuhause" sein. Also mal checken, was hier so alles geboten wird. Bar, Lounge, Restaurant, Schnellimbiss, Pool, Geschenkboutique und eine Gebetsecke.

Schnell sind wir fertig mit der Besichtigung. Was tut man meistens wenn es anfängt langweilig zu werden? Richtig: Essen! Auch wir schlagen diesen Weg ein. Tilman genehmigt sich ein Gyros und ich entscheide mich für ein Sandwich.

 

Um uns dann ein wenig abzulenken von der Eintönigkeit des Fahrens, beobachten und kommentieren wir unsere Mitreisenden. Ja, wir Lästern.


Neben uns sitzt ein Pärchen, die grinsen sich was weg, über unsere Kommentare. Ist ja auch komisch, wenn da ein junger Mann, Hand in Hand mit einer sehr viel älteren Frau ankommt. Ist das nun der Loverboy, der Sohn, Enkel oder wie oder was?

 

Zur Nacht hin durchforsten wir das Schiff nach Schlafgelegenheiten. Mir ist es draußen zu kalt also leg ich mich einfach auf den Boden vor unser Gepäck zu den anderen und mummel mich in meine Decke ein.

Nachdem die Alki-Kids irgendwann nach Mitternacht auch endlich mit Singen fertig waren, konnte ich wenigstens ein paar Stunden schlafen. Immer auf der Hut, dass mir niemand auf meinen lädierten Finger tritt.

 

Die laute Ansage, dass das Selbstbedienungslokal jetzt geöffnet hat, lässt die meisten Schläfer aufschrecken. Mich inklusive. Ich mach mich auf und such Tilman. Finden tu ich ihn auf den weichen Sesseln der Lounge. Da leg ich mich doch auch gleich nochmal hin. Nicht allzu lange, dann weckt uns eine griechische Stimme und der freundliche Steward bittet zum Frühstück. Ziemlich Ereignislos vergeht die Zeit.

Wir prüfen nochmal auf der Karte wo wir hinwollen. Dadurch dass wir so spät in Griechenland ankommen, müssen wir etwas umplanen.

 

Dann Land in Sicht! Die PKW, LKW und sonstigen Fahrer werden gebeten, zu ihren Fahrzeugen zu gehen und im Hafen zügig das Schiff zu verlassen, da dies angeblich „sofort" weiterfährt.

 

Zusammen mit den anderen Motorradfahrern quetschen wir uns durch die restliche Passagiermenge. Die Tür zum Frachtraum lässt sich nur einen halben Meter weit öffnen. Ein LKW steht davor. Einer nach dem anderen schlängeln wir uns durch die geparkten Fahrzeuge. Bei den Motorrädern angekommen, heißt es erst mal wieder
Warten. Und das in Motorradkleidung und Stiefeln bei gefühlten 45 Grad. Und was macht ein „guter" LKW-fahrer? Klar, der lässt Klima laufen. Dass er das nur mit laufendem Motor kann und er uns ziemlich eingast, stört ihn überhaupt nicht.

 

Doch da, Licht tritt durch einen Spalt an der Rampe. So gut es geht wenden alle ihre Fahrzeuge auf engstem Raum. Jeder hilft jedem und ab geht es an die frische Luft. Wie angenehm sich doch 30 Grad anfühlen können.

 






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Frapé

3 alte (Kosovo) + 2 Albanien + 2 Wohnmobil + BMW'le + Gothic BMW'ler

Alkis mit Gesang

Öl aus dem Schornstein und
triefender Müll