Eigentlich wollten wir früh los. Aber wir beschließen, ab sofort wird nur noch die Fahrrichtung geplant und so ca. 2 Stunden vor Sonnenuntergang wollen wir immer nach einer Unterkunft suchen. Schließlich sind wir im Urlaub und nicht auf der Flucht. Mit diesem Gedanken im Kopf, fährt es sich erheblich leichter.

 

Doch als wir gerade abfahrbereit sind, stelle ich fest, dass bei meim NilsH. irgendwas
ausgelaufen ist. Wir können nicht genau feststellen, was das ist. Öl? Sprit? Kettenfett? Tilman macht die Stelle erstmal sauber, damit wir bei der weiteren Fahrt sehen können, wo und was ausläuft. Werkzeug wieder verstaut, die Hotelwirtin beruhigt, dass alles nicht so schlimm ist, Motorrad angeworfen, läuft rund, und ab geht die Post. Doch nicht sehr weit, denn plötzlich fliegt mir Tilmans Trinkrucksack entgegen, den er nur hinten lose auf die Taschen gelegt hat. Wir sollten vielleicht doch noch etwas Anspannung übriglassen für die wichtigen Dinge beim Fahren.

Es geht Richtung Antalya, denn dort werd ich sicherlich deutsch sprechende Ärzte finden, um die zweite Kontrolle am Finger machen zu lassen. In Denizli überholt uns eine AfrikaTwin mit rumänischem Kennzeichen und extrem wenig Gepäck für zwei Personen. Die sind ganz schön flott unterwegs, dafür dass in Ortschaften „nur" 50 erlaubt sind. Unterwegs halten wir noch mal an einem Minimarket zum Wasser auffüllen. Tilman sammelt seine verlorene Sonnenbrille ein. Die liegt mitten auf der großen Schnellstraße, aber kein einziges Auto ist drübergefahren, und es sind nicht wenige dran vorbei. Glück gehabt!

Wir sind grade losgefahren, da entdecken wir das rumänische Pärchen im Schatten einer Bushaltestelle. Auch Raser müssen mal Pause machen, denken wir.

 

Mit unserer Reisegeschwindigkeit von so 70 Stundenkilometer fahren wir auf die nächste Polizeikontrolle zu. Wir werden angehalten. Das kann ja wohl nicht wahr sein. Wir sind definitiv nicht zu schnell gefahren. Der Polizist guckt nur kurz und
winkt uns sofort weiter. Wieder einmal verstehen wir dieses System nicht. Doch
im Rückspiegel sehe ich noch, wie drei Motorräder rausgezogen werden. Wo die
jetzt so schnell herkommen ist mir schleierhaft, aber es erklärt das Rauswinken. Da wird wohl ein saftiger Strafzettel ausgestellt. Am liebsten würden wir die Rumänen warnen. Aber die sind wohl auch weiter gewunken worden, denn schon bald düsen sie wieder an uns vorbei.

Die Kilometeranzeige meldet, dass wir innerhalb der nächsten 50/60 km eine Tankstelle ansteuern sollten. Laut Navi sollen wir dafür im nächsten Ort das Zentrum ansteuern. Ganz tolle Idee des Herren Navigationsgerät (dabei hat sie eine weibliche Stimme), wir fahren voll in eine Baustellenumleitung. Schlaglöcher, Sand und Kiesel wechseln sich ab. Und wo ist die Tankstelle? Logo auf der Umgehungsstraße, die wir kurz zuvor verlassen hatten. Aber an dieser Tankstelle sehen wir ein altbekanntes Motorrad stehen. Unsere rumänischen Afrika Twin Fahrer haben auch hier gehalten und getankt. Schnell kommen wir ins Gespräch und diskutieren auch über die türkische Fahrweise und dass Istanbul kein gutes Pflaster für Motorradfahrer ist. Wenn wir so unser Gepäck vergleichen, wird uns mal wieder ganz klar, dass wir viel zuviel mitgenommen haben. Auf der einen Seite 2 Personen auf einem Motorrad mit Topcase und Sporttasche oben drauf, auf der anderen Seite 2 Personen 2 Motorräder und Gepäck für eine halbe Weltreise. Die Türkeireise entwickelt sich immer mehr zur Testtour für weitere große und kleine Touren. Wir tauschen mit Marcu und Nicoleta unsere Motorrad-Homepagen aus. Die waren echt nett und hammerschnell unterwegs.

Auf dem weiteren Weg nach Antalya, stellen wir die Überlegung an, ob wir Istanbul nicht doch lieber sein lassen und den Weg über Gelibolu zurücknehmen. Eine definitive Entscheidung wollen wir fällen, wenn wir Ankara passiert haben. Kurz vor Antalya wähle ich mir auf Tilmans Navi ein Krankenhaus aus. Kreuz und quer fahren wir durch den Nachmittagsverkehr. Alles gar nicht mehr so schlimm für mich, auch wenn Tilman von dem Gehupe leicht angestresst wird. An einer Ampel fährt eine alte BMW neben uns. Darauf sitzt ein „schwarzer" Berliner auf dem Weg zu seinem Hotel. Für ihn und seine Frau sei der Urlaub jetzt zu Ende und er wünscht uns noch eine schöne Zeit. Echt cool, wen man hier so alles an der Ampel sieht und trifft.

Das Krankenhaus entpuppt sich als kleines Hochhaus und drinnen geht es zu wie im 6 Sterne-Hotel. Wir parken die Motorräder einfach im daneben gelegenen Park. Innerhalb kürzester Zeit werde ich dem diensthabenden Orthopäden vorgestellt. Mein Finger wird ausgepackt, begutachtet und wieder einbandagiert. Gute Arbeit und nichts entzündet bekomme ich erklärt. Die Schmerztabeletten soll ich bei Bedarf weiter nehmen und in 4-5 Tagen noch mal kontrollieren lassen, ob die Fäden schon raus können. Das Ganze dauert grad mal 5 Minuten und kostet, jetzt bitte nicht vom Sessel fallen, 235 €! So einen Stundenlohn hätte ich auch gern. Gut dass hier die Campingplätze und das Essen erschwinglich sind.

Apropos Campingplatz, es ist ja bald wieder Zeit für den Sonnenuntergang und immer noch stecken wir in Antalya fest. Auf der Karte ist ein Campingplatz am Meer eingetragen. Das wäre ein wenig Balsam für die Seele, nach dieser satten Rechnung.

 

Wieder an einer Ampel - das sind hier wohl die Treffpunkte um Kurzinfos
auszutauschen - ruft uns aus einem Yeep einer zu: „Schöne Grüße nach
Deutschland. Ich komme aus Dortmund".

Den Weg zum Campingplatz weiß er leider nicht. Wir fahren extra an der Küste lang. Kein Campingplatz. Wieder einmal wird ein Taxifahrer zur Rettung. An einer roten Ampel frag ich einfach den Taxifahrer im Taxi neben mir. Wir sollen ihm hinterherfahren. Wow, das ist gar nicht so einfach. An Stellen die wir normal mit maximal 40 km/h passiert würden, fliegen wir jetzt mit 60 vorbei. Uns steht noch der Angstschweiß auf der Stirn, als er anhält, seinen Fahrgast aussteigen lässt und zu uns meint in etwa 3 km die Straße weiter ist der Campingplatz.

Also den Zeit und Kilometerangaben vertrauen wir mal lieber nicht. Der Ortsangabe schon. Doch auf der ganzen Strecke am Strand lang ist kein Camping ausgewiesen. Am nächsten Taxistand bekommen wir das Angebot hinter dem Aufenthaltsraum unser Zelt aufzuschlagen. Wir entscheiden uns dagegen, und fahren weiter Richtung Side, in der Hoffnung dort ein Plätzchen zu finden.

 

An einer Seitenstraße zur breiten Schnellstraße verwöhnen wir erstmal unsere Mägen mit lecker gegrilltem Hähnchen vom Holzgrill. Die Sonne hat sich schon fast verabschiedet und wir haben immer noch keine Platz zum Schlafen gefunden. Ich gehe mich erleichtern und auf dem Rückweg fällt mir der kleine Hinterhof des Lokals auf. Warum nicht da? Fragen kostet nix. Tilman schaut sich das auch kurz an und wir fragen nach. Klar können wir da übernachten, und wenn wir wollen kriegen wir auch Frühstück. So auf 7:00 Uhr würde wieder geöffnet. Der Bruder der Chefin, lebt in Holland und spricht angeblich „deutsch“. Ich versteh ihn nur sehr schwer. Er macht uns klar, dass wir gar kein Zelt aufbauen müssen, sondern unter dem Zeltdach seines Carports nächtigen können.

VODAPHONE – Nachbarladen – Info AVEA und infos über Strafzettel