Ionannina - "wild camp"
Es wird hell und es ist ziemlich frisch.
Nach der Morgentoilette gibt's Buchtausch. Ich erhalte ein Exemplar vom „Vorleser" für meinen Krimi. Wir unterhalten uns noch ein wenig über die weiteren Ziele. Der deutsche Wanderer möchte noch zum Klosterberg Athos. Dort dürfen nur Männer Besichtigungen machen, und auch nur eine bestimmte Anzahl pro Monat. Frühstück lassen wir ausfallen. Schließlich wollen wir ja Heute möglichst noch die türkische Grenze erreichen.
Es hat sehr kalte 18 °C auf der Straße. Ich ziehe sogar freiwillig eine Jacke an. Nach einer uns kurz vorkommender Fahrzeit, frag Larissa, ob mein Motorrad nun schon „Geburtstag“ hätte. Ich schau auf den Tacho und denk mir: „Mist! Verpasst!“ Statt der lang ersehnten 66666 km, stehen dort leider schon 66696 km. Wir waren 30 km zu viel gefahren, ohne es zu merken. So sehr waren wir es jetzt schon gewohnt, jeden Tag Kilometer zu machen.
Einige Kilometer weiter bekomme ich den Schreck des Tages. Ein Vogel fliegt mir derart knapp an der Frontscheibe hoch und am Helm vorbei, dass es mir für eine Sekunde vollständig die Sicht nimmt. Mir rutscht fast das Herz in die Hose. Wäre ich nicht, wie auf dem Straßenschild steht, brav 50 km/h gefahren, wäre er mir voll in den Helm und das Gesicht geklatscht.
Auf einer langen Geraden aus einem Ort hinaus, fällt mir ein völlig leer stehender Laden mit der Aufschrift „Eroticladen“ auf. Ich meine zu Larissa, dass die Klamotten, die sie dort verkaufen würden, doch sehr erotisch sind, da die Frauen ja eigentlich dann „nichts“ anhaben würden.
Wir fuhren weiter und kamen durch Meteora, ohne weder zu wissen, was uns hier für ein optischer Augenschmaus erwartete, noch, dass dies eine der meistbesuchten Touristenattraktionen war.
Kaum hatten wir genügend Fotos von den Bergen geschossen, wollten wir weiter. Aber da streikte die BMW. Die Batterie schaffte es nicht mehr sie zu starten. Ich hatte daheim einige Versuche vergeudet, ein anderes Motorrad damit zum Leben zu erwecken, was ihr, nach den nun 5 Jahren vermutlich den Rest gab. Durch die vielen Ladegeräte in den Koffern wurde sie nicht mehr durch die zu schwache Lichtmaschine aufgeladen. Es blieb uns nichts anderes übrig, als das Gepäck von der Honda zu nehmen, den Sitz hoch und alles raus zu räumen, und mit meinem Starthilfekabel zu überbrücken. Sie sprang auch ohne Mucken an. Nun mussten wir zusehen, dass sie nicht wieder ausging und für eine ordentliche Strecke lief und Zeit hatte, die Batterie wieder zu laden.
Aber wir kamen nicht sehr weit. Hinter einer Kreuzung standen sie mit 3 Wagen. Einer davon hatte eine MP umgehängt und eine kugelsichere Weste an. Die Polizei winkte natürlich auch uns heraus. Sie wollten Personalausweis, Fahrzeugschein und vor allem die grüne Versicherungskarte sehen. Nachdem der Beamte, der uns die Papiere abnahm und sie einer Kollegin gab, die fleißig alles notierte, bekamen wir sie zurück, mit der Aussage, dass wir sehr müde aussehen würden. Uns ging zwar schon etwas die Bammel, aber müde waren wir auf keinen Fall. Wir durften weiterfahren.
Da Larissa auf der Karte einen großen Ort namens Larisa gefunden hatte, entschlossen wir uns, diesen kleinen Umweg auf uns zu nehmen. Wie sich später herausstellen sollte, haben wir dadurch einiges Interessantes kennengelernt und erlebt, dass wir sonst nie gesehen hätten.
Wieder einmal auf der Suche nach einer Tankstelle, fahren wir also in die Innenstadt von Larisa rein. Und was entdecke ich da zufällig auf der rechten Straßenseite, als der Verkehr wieder einmal stockt? Einen echt kleinen Laden, in dem im Schaufenster Batterien für Motorräder ausgestellt sind. Kurzerhand halten wir einfach am Straßenrand auf der vielbefahrenen Straße an.
Larissa wartet wie so oft bei den Motorrädern, damit wir nicht alles abschließen müssen. Ich gehe in den Laden und frage erst mal ob der Inhaber Englisch spricht. Sein Sohn, ein noch sehr junger Jugendlicher, kann sogar etwas deutsch. Und siehe da, er hat tatsächlich den passenden Typ an Batterie da. Es war sogar eine Gel-Batterie. Und das Angebot, welches er mir trotz dem Gejammer über die reichen Deutschen und die armen Griechen, machte, konnte ich einfach nicht ausschlagen.
Als ich den Kauf zusagte, bat er mich Larissa auch hereinzubitten. Wir schlossen die Motorräder und alles andere ab und er bot jedem von uns einen Frapé an.
Neugierig wie ich bin, interessiert es mich woher der gute Mann so gut deutsch spricht. Er erzählt mir seine Frau kommt aus Österreich, und auch er hat dort 25 Jahre gelebt. Dann hat er Heimweh bekommen und lebt jetzt als Rentner in Griechenland. Sobald seine Frau in Rente gehen kann, werden sie beide dort in Larisa leben.
Er erzählt was alles für kleine und große Sehenswürdigkeiten rund um Larisa gibt. Zum Beispiel den Beach mit großen schattenspendenden Platanen. Verschmitzt erzählt er, dass er darunter mit seiner Frau auch schon die eine oder andere Nacht verbracht hat. Genüsslich plaudernd schlürfen wir unseren Frapé.
Ich fragte ihn, ob er mir vielleicht noch bei einem weiteren Problem helfen könnte. Ich würde gerne meine Hauptlampe am Motorrad separat ein- und ausschalten können. Damit bei einem Startversuch mit schwacher Batterie, das Motorrad trotzdem anspringt.
Hierzu benötigte ich Stecker und Kabel. Während meine Batterie vorbereitet wurde, führte mich sein Sohn zum nächsten Elektronikgeschäft. Und was soll ich sagen…, ein Paradies für jeden Elektronikbastler. Dort wurde auf engstem Raum wohl so ziemlich alles was es so an elektrischen und elektronischen Geräten gab, repariert. Natürlich hatte er die Stecker und das Kabel. Und wieder war ich sprachlos, denn ich bekam alles umsonst!
Was er uns denn noch helfen könnte, will er wissen. In Gedanken gehe ich alles durch. Schmerztabletten sollte ich noch haben. Meine reichen nur noch für einen Tag. Gesagt, getan werde ich mit dem Sohn losgeschickt in die nächste Apotheke. Auf Englisch erklärt mir der junge Mann, dass er in Griechenland Englisch gelernt hat. Das Basiswissen wird in der Schule gelehrt, und viele Eltern schicken ihre Kinder am Nachmittag noch zusätzlich zu Privatlehrern. Ein bisschen deutsch kann er auch. Das hätte ihm sein österreichischer Opa beigebracht. Den mag er sehr und sieht ihn viel zu wenig teilt er mir traurig mit.
Irgendwo während dieser Geschichte hatten wir die Apotheke erreicht. Dort gab es zwar Ibuprofen in der gewünschten Stärke, aber die Tabletten waren so fürchterlich pinkfarben, die hätt ich nicht runter bekommen. Um niemanden zu beleidigen, lehnte ich dankend mit der Begründung ab, dass mir 24 Tabletten zu viel seien.
Zurück im Laden, saß da ein strahlender Tilman. Der Elektroladen sei ein Traum.
Zum Abschied bekamen wir noch eine Visitenkarte in die Hand gedrückt mit der Einladung auf jeden Fall mal wieder vorbeizukommen. Auch wenn wir Probleme hätten in Griechenland, wir könnten ruhig anrufen und ihn dolmetschen lassen.
An der nächsten Tankstelle fragt der Tankwart doch tatsächlich ungläubig schauend, zweimal nach ob er wirklich volltanken soll, und dann auch noch beide Motorräder!
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Toll = Maut
Strand von Larissa
Wasserdurchfahrt.
Muschelhaus
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Essen von Fisch und Fleisch (lecker 12 Euro mit Wasser und Salat)
Zeitersparnis durch Autobahn.
Toll-Station umfahren wollen,
vordere Taschen festgebunden, weil locker, durch Erschütterungen auf Autobahn.
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Nach Sonnenuntergang, Platz zum wilden Campen gesucht. Verboten. Strafen.
Disteln und Ameisen
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Larissa schläft gut, ich nicht.Stichworte