Immer noch ziemlich fertig von der Tortour am Tag zuvor, würden wir gern noch eine Nacht bleiben. Leider sind alle Zimmer verbucht. So steuern wir also unser nächstes Etappenziel Denizli / Pamukkale an. Wir suchen und finden einen Bankomaten. Unsere Moped's stellen wir einfach am Straßenrand ab. Das machen hier alle so und niemand stört sich dran.

Direkt neben dem Automaten, ist ein „Berber“ (Herrenfrisör) Tilman kratzt sich die Stoppeln und fragt grinsend: Soll ich? 

 

Mit Pantomime macht er dem Frisör klar wie sein Bart geschnitten werden soll. Zweifelnd ob alles richtig angekommen ist, setzt er sich in den Stuhl. Doch alles klappt wunderbar. Wir bekommen beide eine Gesichtsmaske verpasst. Unsere Haut wäre so trocken. Na kein Wunder nach der Strecke tags zuvor.

Auf einmal kommt einer rein und fragt nach uns. Auf deutsch will er wissen, woher wir seien. Er wäre grade in seinem Lieblingslokal gewesen und hätte unsere Kennzeichen gesehen. Eine neue Lebensgeschichte. Der Mann hat in Ulm gelebt und gearbeitet. Jetzt sind er und seine Frau in Rente und leben in Denizli. Regelmäßig fährt er nach Deutschland um seine Kinder und alte Freunde zu besuchen. Wir entspannen so richtig. Nichts drängt uns irgendwo hin. Niemand erwartet uns am nächsten Zielpunkt. Zwei Stunden später sind wir um die Erfahrung reicher, dass alles kommt wie es kommt. Bloß kein Stress.

Genau mit dieser Einstellung kommen wir in Pamukkale an. Mitten auf der Straße wird Tilman aufdringlich angesprochen, ob wir ein Hotelzimmer suchen. Nein, eigentlich wollten wir ja campen.

 

Wir diskutieren kurz übers Headset. Ok, wir fahren mal mit und schauen uns das Ganze an.

 

Mitten im Ort steht ein kleines Hotel mit vielleicht 10, maximal 15 Zimmern und einem angeschlossnen kleinen abgesperrten Hof auf dem wir auch campen könnten.

Die vergangen Tage mit all ihren Eindrücken hab uns überrollt. Hier finden wir das was wir dringend brauchen: Ruhe.

Die Entscheidung ist schnell gefällt: Wir nehmen das Zimmer. Ein Minizimmer mit Bad, Internet kostenlos dabei, inklusive Frühstück für 60 TL. Tilman jubiliert wegen des Pools. Bevor er irgendwas auspackt, holt er nur die Badehose und will da rein hüpfen. Saukalt, aber schön.

Zeit auch nach meinem Licht zu schauen. Die vordere Innenverkeidung und die Instrumente bauen wir dafür aus. Das müsste auch einfacher gehen, leider hab ich kein Fahrerhandbuch zur Hand. Mit ein wenig Fluchen und Fingerspitzengefühl setzen wir die neue Birne ein. Tilman geht gleich nochmal in den Pool. Mir bleibt leider nur die Dusche mit dem doofen Verband. Nachdem endlich einige Moto-Diary Einträge aufgefrischt sind, gehen wir in der Abendsonne zu den Sinterterrassen. Völlig hin und weg von den Fotomotiven, watet Tilman wie in Trance bergauf, immer den Fotoapperat am Auge.

Pamukkale verbinden die meisten mit diesen weißen, warm wassergefüllten Becken. Aber dieser Ort hat noch mehr zu bieten. Sehr beeindruckend finde ich die Nekropole (Stadt der Toten) Je reicher der Tote war, um so prunkvoller und größer war sein Grab. Diese sind hier zum größten Teil oberirdisch, weil der Boden nicht für Beerdigungen geeignet ist.

Die heißen Quellen waren schon 190 v.Chr. ein Grund für eine erste Besiedlung. Hierapolis hieß der Ort damals noch. Die älteste Besiedlung liegt unter dem sinterkalkhaltigen Wasser begraben. Was heute oberirdisch noch zu sehen ist, sind die Reste der römischen Besiedlung.

Barfuss laufen wir durch das warme Wasser, und Tilman macht es den alten Römern gleich und genießt das Thermalwasser. Wieder kann ich leider nur zusehen. Mist!

Eine kleine Pide für zwischendurch, stillt für's Erste den entstandenen Heißhunger.

Beim eigentlichen Abendessen mit gedeckten Tisch auf der Hoteldachterasse entscheiden wir, wenn möglich noch eine Nacht zu bleiben, damit wir am nächsten Tag ohne Gepäck nach Aphrodisias fahren können.

 

Das Zimmer ist tatsächlich noch frei. Wunderbar! Ich freu mich schon wie ein Schneekönig auf Aphrodisias. Den Wecker stellen wir auf 7:00 Uhr, damit wir nach dem Frühstück nicht so in die Mittagshitze kommen zum Fahren.